Beichte
dreizehn Hiebe mit der Peitsche
um die Sünde zu vergeben
Schmerzen durch die Rücken fahren
Blut wird an den Riemen kleben
ist das Fleisch doch noch so schwach
will der Lüste nicht entsagen
ach so schwach kann es nicht sein
wird es doch die Pein ertragen
beichte mir
alle Sünden von dir
büße mir
mit Schmerzen dafür
um vom süßen Leib zu kosten
und von ihrem Schweiß zu riechen
nehm die Strafe lächeld an
werde nicht zu Kreuze kriechen
heiße Eisen auf den Lenden
hab dem Glauben abgeschworen
liege zwischen ihren Schenkeln
ist doch meine Schuld verloren
beichte mir
alle Sünden von dir
büße mir
mit Schmerzen dafür
Scheues Tier
barfuß bist du fortgerannt
ich finde deine Spur im Sand
kann dich nicht entkommen lassen
krieg dich irgendwann zu fassen
Dornen reißen dir das Kleid
Schilfgras deine Haut zerschneidet
Blut, das in den Adern kocht
der Puls dir in den Schläfen pocht
die Lunge brennt, die Seite schmerzt
bis zum Hals schlägt dir das Herz
nur ein Moment, bis ich dich krieg
spürst meinen Atem im Genick
du bist ein scheues Tier
doch ich bin auf der Jagd nach dir
ich folge deinem süßen Duft
der mich lockend zu dir ruft
kann dich doch nicht laufen lassen
bekomm dich irgendwann zu fassen
werden dir die Glieder müde
es ist Zeit, dass ich dich kriege
bist so nah, ich kann dich packen
spürst du meine Hand im Nacken
du bist ein scheues Tier
doch ich bin auf der Jagd nach dir
du bist ein schönes Tier
Dreh dich
traumlose Nacht
durchs Fenster die Laterne scheint
liege noch wach
trinke aus den Rest vom Wein
dämpft mir den Sinn
dass ich endich schlafen kann
Erinnerung
sind schuld daran
ich seh dich an
auf der Schwelle deiner Tür
und gehe dann
leise sagst du zu mir:
dreh dich, ach, dreh dich noch einmal herum
schenk mir dein Lächeln vom ersten Tag
dreh dich ach dreh dich noch einmal herum
dass ich nicht vergess' wie es mit uns war
Traum in der Nacht
im Fenster das Laternenlicht
bin aufgewacht
seh im Schatten dein Gesicht
du schaust mich an
auf der Schwelle deiner Tür
ich gehe dann
und leise sagst du zu mir:
dreh dich ach dreh dich noch einmal herum
schenk mir dein Lachen vom ersten Tag
dreh dich, ach, dreh dich noch einmal herum
dass ich nicht vergess' wie es mit dir war
Ernte
ein Korn das in der Krume steckt
wird vom Geist des Lichts geweckt
sprengt der Sproß die Schale auf
und streckt sein grünes Zünglein raus
trag die Ernte ein
es ist allerhöchste Zeit
füll die Scheue
bevor der Sturm den Halm zerbricht
spann die Pferde ein
halt den Wagen schon bereit
zieh auf's Feld
und schone dich nicht
aus der Kraft der Muttererde
wächst heraus die volle Ähre
ist der Acker gut bestellt
trägt an Roggen reich das Feld
fahr die Ernte ein
es ist allerhöchste Zeit
führ die Sense
bevor der Sturm den Halm zerbricht
spann die Pferde ein
halt den Wagen schon bereit
zieh auf's Feld
und schone dich nicht
Feuer
ich hab ein Feuer dir gemacht
es soll dich wärmen in der Nacht
ich habe Holz dafür geschlagen
die Äste auf mein Kreuz geladen
die Säge hat es fein geteilt
und dann gespalten mit dem Beil
und ich seh in deine Augen, die Flammen spiegeln sich
werfen ihre heißen Strahlen mir in mein Gesicht
schnitzte Späne mit dem Messer
so entflammt der Zunder besser
und dann Holz an Holz gerieben
bis die ersten Funken stieben
und das Feuer hell entfacht
es wird dich wärmen in der Nacht
und ich seh in deine Augen, und meine spiegeln sich
lege meinen eigenen Schatten dir auf dein Gesicht
Flut
Wolken weinen einen Regen
Tränen wird es reichlich geben
Wolken weinen einen Regen
wenn sie ach so traurig sind
Tränen wird es reichlich geben
in den Pfützen spielt das Kind
weiter weiter fällt der Regen
Flüsse über Ufer treten
weiter weiter fällt der Regen
Bäche schwelln zu Strömen an
Flüsse über Ufer treten
bricht nun auch der letzte Damm
hier kommt die Flut
hier kommt die Flut
Wassermassen sich ergießen
alles droht hinweg zu fließen
Wassermassen sich ergießen
bis das ganze Land versinkt
alles droht hinweg zu fließen
und das Kind im Meer ertrinkt
hier kommt die Flut
hier kommt die Flut
Im Wald
im Wald da schleicht der Jäger, will das Rehlein fangen
muß das arme Tier, nun um sein Leben bangen
im Wald da schießt der Jäger, mit dem Jagdgewehr
doch hat er nun kein Pulver, und keine Kugeln mehr
hat man ihm es nicht gesagt
der Jäger wird auch oft gejagt
so ist es wie im Leben
die Schuld wird nicht vergeben
im Wald da ist der Jäger, an einem scharfen Stein
böse hingefallen, brach er sich das Bein
im Wald da liegt der Jäger, Blut tritt aus der Wund
sickert durch den Nebel, weckt den wilden Hund
hat man ihm es nicht gesagt
der Jäger wird auch oft gejagt
hat er es so nicht gedacht
ist er nicht mehr aufgewacht
so ist es wie im Leben
die Schuld wird nicht vergeben
ach, da liegt der Jäger, seine Glieder kalt
der Wolf und auch das Rehlein, spazieren durch den Wald
Sie
sie - sie hat sich schön gemacht
im weißen Kleid zur späten Stund
schwarze Augen rot der Mund
sie - sie hat sich schön gemacht
ein Kind dass in den Himmel ruft
weil es seinen Vater sucht
tief in mir ist die Angst zu leiden
komm zu mir ich will nicht alleine bleiben
nur - nur ein Lidschlag der den Kopf verdreht
die roten Lippen feucht geleckt
wird der Appetit geweckt
sie - sie hat sich schön gemacht
ein Kind dass in den Himmel ruft
weil es seinen Vater sucht
tief in mir ist die Angst zu leiden
komm zu mir ich will nicht alleine bleiben
Fünkchen
wenn das Licht den Tag verläßt
und der Himmel dunkel ist
leg ich dich zur Abendruh'
und du machst deine Äugelein zu
und ein Fünkchen fliegt zum Fenster raus
hinauf zum Sternenzelt
sucht sich einen Platz dort aus
und schaut als Pünktchen auf die Welt
wenn das Licht ruht in der Nacht
ein Sternchen hell am Himmel wacht
denkt sich einen Traum dort aus
und schickt ihn dir nach Haus
das Fünkchen sieht zum Fenster rein
vom weiten Sternenzelt
dort träumt ein kleines Kindelein
von seiner schönen heilen Welt
wenn das Licht den Tag erweckt
Stern um Stern sich dann versteckt
und ein Fünkchen fliegt zum Fenster rein
und du, du öffnest deine Äugelein
Keine Wünsche
was soll ich heute machen
von all den schönen Sachen
was will ich unternehmen
wo kann ich noch was erleben
was ist mir noch wichtig
und nicht Null und nichtig
wohin soll ich noch gehen
was hab ich noch nicht gesehen
ach das Leben ist so leer
ich habe keine Wünsche mehr
was soll ich noch probieren
was hab ich zu verlieren
was gibt es heut zu naschen
was kann mich noch überraschen
was kann mich entzücken
und heute noch beglücken
wer könnte mir gefallen
von den Mädchen allen
ach das Leben ist so leer
ich habe keine Wünsche mehr
ach das Leben ist so schwer
ich habe keine Wünsche mehr
Weihnachtsmann
es ist wieder mal soweit
Angst und Freude macht sich breit
zündest eine Kerze an
weil du's kaum erwarten kannst
komm' ich heut' zu dir nach Haus
packe meine Gaben aus
was ist in dem vollen Sack?
etwas von dem was du magst?
bist du doch ein gutes Kind
so wie liebe Kinder sind
warst du brav in diesem Jahr?
ach das wär' ja wunderbar
hast du nicht auch mal gelogen
die Geschwister nicht betrogen
und die Mittagsruhe gestört
auf den Vater nicht gehört
wirst du mir kein Liedchen singen
kann ich kein Geschenk dir bringen
willst du kein Gedicht aufsagen
muss dich mit der Rute schlagen
Augen Zu
geht der Tag zur Neige und die Nacht beginnt
alle Vögel schweigen - ganz still
schwer so sind die Glieder von des Lebens Müh'
auch die Augenlider schlafen bis morgen früh
wenn du müde bist
dich die Kraft verläßt
leg dich nieder und mach die Augen zu
schlaf ganz friedlich ein
ich werd' bei dir sein
halte Wacht und hüte deine Ruh'
geht es nun zur Neige und die Nacht beginnt
Ende alles Leiden - ganz still
Licht vergeht im Dunkel, schwarzes Himmelszelt
Zeit ist abgelaufen, die Stunden sind gezählt
wenn ich nicht mehr kann
halt die Zeiger an
leg mich nieder und mach die Augen zu
schlafe friedlich ein
wirst du bei mir sein?
halt mir die Hand dann find ich meine Ruh'
Bleib!
du, du bist vom Weg abgekommen
hab dich mit zu mir genommen
in mein Häuschen tief im Wald
denn draussen ist es bitter kalt
du, bleibst du bis der Tag beginnt
und die Lerche wieder singt
hier ist’s warm, kannst dich entkleiden
ich werd ein Lager uns bereiten
bleib heute Nacht im Haus
du kommst hier nicht mehr raus
ich errette dir dein Leben
sollst mir dafür auch was von dir geben
du, kannst du noch nicht nach draußen gehen
ist im Dunkel nichts zu sehen
warte für die Winterzeit
bis die Sonne wieder scheint
ein, ein ums andere Jahr verfließt
bis der Schnee geschmolzen ist
draußen weht ein kalter Wind
wirst du dich erfrier'n mein Kind
bleib heute Nacht im Haus
du kommst hier nicht mehr raus
ich errette dir dein Leben
musst mir dafür auch was von dir geben
Trag Ihn
ein kurzer Schrei stößt an dein Ohr
der Kamerad zu Boden geht
die Kugel riß den Nabel auf
und heiser seine Stimme fleht
lass ihn hier nicht liegen denn
der Feind soll ihn nicht schänden
will er doch im eigenen Zelt
sein Leben still beenden
trag ihn bis ans Ende der Dunkelheit
sei stark und
leg ihn auf die Heimaterde
trag ihn bis im Lichte der Tag sich zeigt
bleib stark und
hilf ihm dass er friedlich sterbe
schwer liegt er auf der Schulter
trag ihn von hier weg
die Stiefel stehen voller Wasser
tief in Schlamm und Dreck
der Bauchschuss blutet innerlich
schwarz läuft es aus dem Mund
das Schreien wird zu leisem Wimmern
bis es endlich dann verstummt
trag ihn bis ans Ende der Dunkelheit
sei stark und
leg ihn auf die Heimaterde
trag ihn bis im Lichte der Tag sich zeigt
bleib stark und
hilf ihm dass er friedlich sterbe
Kugeln singen in den Ohren
doch du darfst nicht verzagen
irgendwann wird einer dann
auch dich nach Hause tragen
Tief Im Meer
geh zum Wasser spät der Abend
meine müden Augen schauen
ein verzerrtes Spiegelbild
kann dem Anblick nicht vertrauen
geh ins Wasser ohne Schuh
die schweren Füße mir zu kühlen
weich der Sand, und ich versinke
kein Boden unter mir zu fühlen
tief im Meer
ist es bitter kalt und leer
kein trüber Schein durchs Dunkel bricht
nirgendwo ein blasses Licht
geh zum Wasser um zu trinken
mir den heißen Durst zu löschen
Salz in meiner Kehle brennt
kann mich daran nicht erfrischen
steht das Wasser mir zum Halse
die Welle über mir zerbricht
und es zieht mich immer tiefer
schwarzer Schaum nimmt mir die Sicht
tief im Meer
ist es bitter kalt und leer
kein trüber Schein durchs Dunkel bricht
nirgendwo ein blasses Licht
tief im Meer
ist es nicht nur kalt und leer
ein heller Schein durchs Dunkel bricht
leuchtet warm ein blaues Licht
Unterwegs
viele Tage bin ich einsam
hier im Dunkel unterwegs
und ich denke an die Heimat
wo mein Haus in Asche steht
manchmal wünsche ich mir die Farben
aus der Kinderzeiten Glück
mal sie auf die roten Narben
hol' die heile Haut zurück
ziehe weiter durch die Felder
wo die alten Gräber sind
ob ich in den finst'ren Wäldern
eine neue Bleibe find'?